19:00 Uhr. Aktueller Wetterbericht von Dehradun, Uttarakhand, Indien: 34 Grad, klarer Himmel.
Ich sitze gerade mit einer Schüssel Wassermelonen auf der Terrasse und genieße den Sonnenuntergang. Warum ich solange nichts mehr geschrieben habe hat mehrere Gründe. Der erste und gleichzeitig bedeutendste Grund ist, dass Luise und Anett für 3 Wochen hier waren und wir eigentlich ständig unterwegs waren. Am 1. März habe ich mich nach der Arbeit mit dem Zug auf den Weg nach Delhi begeben. Dort angekommen bin ich zur Metro gerannt, da der Zug (natürlich) Verspätung hatte, um anschließend eine Stunde am Flughafen auf beide zu warten. Wie der Zufall es so wollte, hatte deren Flugzeug nämlich Verspätung. Die Wiedersehensfreude war riesig!
Wir haben noch ein paar Stunden im Flughafen gewartet und sind dann mit dem Zug zurück nach Dehradun gefahren, wo ich den beiden die Shishya gezeigt habe. Am nächsten Tag ging es dann auch schon los mit dem ersten Ausflug: nach Rishikesh. Rishikesh ist eine heilige Stadt am Fuße des Himalayas. Heilig ist sie deshalb, weil dort der Ganges noch ganz frisch und sauber ist, denn er verlässt an dieser Stelle den Himalaya. Außerdem ist es der Ausgangspunkt für Pilger zu verschiedenen Heiligen Orten. In Rishikesh gibt es außerdem ein Yogazentrum nach dem anderen, R. wird allerdings auch als Yogahauptstadt der ganzen Welt bezeichnet. Die Beatles waren zu ihrer Zeit das ein oder andere Mal in Rishikesh um zu meditieren. Es ist aber auch wirklich schön dort. Überall sind Ashrams und die Menschen dort sind zur Abwechslung mal freundlich.
Die nächsten Tage waren wir noch in Mussoorie und Dehradun und am riesen Buddhatempel. Ansonsten habe ich meiner lieben Schwester und Anett gezeigt wie ich hier arbeite, wohne und habe ihnen die Jungs vorgestellt (das war immer sehr, sehr lustig. Besonders, wenn sie gefragt haben, wer von beiden denn nun meine Schwester sei!) Nach einer Woche in der behüteten und beschützen Shishya haben wir uns dann auf den Weg gemacht – ins komplette Gegenteil! Agra, eine dreckige und meiner Meinung nach hässliche Stadt, war unser erstes Ziel. Dort sind wir mit dem Zug hingefahren, der fuhr ca. 10 Stunden. Agra ist nicht nur optisch nicht besonders unschön. Das größte Problem dort war und sind die indischen Einwohner. Die machen es keinem Tourist eine Freude, das Taj Mahal zu besuchen. Man wird an jeder Ecke beschissen und betrogen was das Zeug hält, sowas habe ich in den letzten 7 Monaten noch nicht erlebt. Es geht mit dem Eintrittspreis los: 800 Rupien für Ausländer, 25 Rupien für Inder. Stellt euch mal vor, was wir deutschen uns anhören dürften, wenn wir für die Eintrittspreise für Ausländer so stark erhöhen würden. Ich will es mir gar nicht vorstellen. Jedenfalls kann ich das noch verstehen, denn das Taj Mahal war tatsächlich das sauberste, gepflegteste und schönste, das ich hier bisher gesehen habe. Aber wenn man selbst beim Taxi, Frühstück, etc. pp. Reingelegt wird, hört der Spaß auf. Wir hatten mehrere komplizierte Momente in welchen unsere Beherrschung wirklich an der Grenze war. Unsere Agra-Tour bestand aus einem frühmorgendlichen Ausflug zum Taj Mahal, anschließend haben wir uns das Ford angeschaut, das Baby-Taj und ..noch irgendwas glaube ich. Zum Schluss hat uns der Rikshafahrer (aufgepasst!) nicht zum Hotel gefahren, wie es wir uns gewünscht haben, sondern in einen gruseligen Shop für super reiche Inder gebracht. Das haben die Rikshafahrer hier so an sich, sie bringen dich als Touri in den Shop ihrer „Freundes“, vermutlich in der Hoffnung das dieser dann was kauft und der arme kleine Rikshafahrer anschließend einen Teil des Lohnes abbekommt. Ob das dann auch der Fall ist, ist wohl eher fragwürdig.
Am nächsten Tag sind wir mit dem Tai nach Delhi gefahren. Geplant und gebucht war das Taxi für 3000 Rupien und wir sollten Delhi in 3,5 bis 4 Stunden erreichen. Daraus wurden 6 Stunden, da der Taxifahrer tanken war, sich mehrfach Kautabak gekauft hat (das Priemen hier ist ganz fürchterlich angesagt, leider), einen kleinen Snack (Chips) kaufen wollte oder eben Breakfast wollte. Zwischendurch hat er mir komische Videos auf seinem Handy gezeigt, die ich gar nicht sehen wollte. Ich habe ihm außerdem des Öfteren darauf hingewiesen, dass wir UMGEHEND nach Delhi müssen, da meine Schwester krank sei. War sie übrigens wirklich. Davon hat er sich aber nicht drängen lassen. Wenn ein Inder Breakfast möchte, dann nimmt er sich auch seine 40 Minuten. Endlich am Hotel angekommen kam dann die von mir immer befürchtete Frage: „Mam, are you happy?“ - „Not really, thank you.“ – „Mam! You give me more money, I am poor! Big family…” In dieser Situation sollte man dann immer schnell aussteigen und weggehen. Haben wir auch versucht, blöderweise hat er uns aber zum falschen Hotel gefahren. Beim zweiten Versuch waren wir dann im richtigen Hotel und da wurde es schlimmer mit ihm. Er hat noch mehr gedrängelt und wollte extra Geld haben, weil er die Klimaanlage angemacht hat. Und so weiter.
Das Hotel war sehr schön. Luise hat sich ins Bett gelegt und ich bin mit Anett in eine Shoppingstaße gelaufen, in welcher ich schon einmal gewesen bin. Die ist sehr schön, sehr individuell aber total chaotisch! Am nächsten Morgen sind wir dann (endlich) nach Goa geflogen. Dort angekommen haben wir erst mal einen kleinen Hitzeshock bekommen und sind in den Pool gesprungen. Das Hotel in welchem wir für 9 Tage gehaust haben, kannte ich schon von meiner ersten Goareise. Es war wie beim ersten Mal wunderschön und mein Freund Brize hat mich auch direkt wiedererkannt: „Ahhh, the girl is back in town!“, so wurde ich begrüßt. Ja, wie es die Karte des Restaurants „HAWAII“ gut zusammengefasst hat: „Everything is better in GOA.“ Absolut richtig. Haben auch Luise und Anett schnell festgestellt. Trotzdem haben wir drei einen großen Fehler gemacht: Salat gegessen. Goa ist bekannt für sein gutes und sauberes Essen, aber dass die Salatblätter vielleicht doch etwas verkeimt sind hätten wir uns denken sollen. Das Resultat bestand aus ein paar Tagen, in denen wir ausgeknockt in unserem Appartement lagen. Gott sei Dank hatten wir ein abwechslunsreichesTV-Programm, im Zweifelsfall kam immer Two and a half man, Big Bang Theory oder (tatatataaaaaa) Supernatural. :D Trotzdem hatten wir ein paar schöne und heiße Strandtage, ich hatte endlich mein Steak und die 2 Kranken ein paar Löffel Pasta. Wir haben auch einen sehr schönen Ausflug gemacht. Er begann mit einer Tempelbesichtigung, dann fuhren wir zur Spicefarm. Das war der schönste Teil überhaupt! Wir haben gesehen, wie Kaffebohnen, Kakaobohnen, Ananaspflanzen….wachsen, einen Elefanten baden sehen (der jedoch nicht besonders glücklich ausgesehen hat) und durften anschließend vom Buffet essen, welches sehr gut war. Der nächste Halt war an einem weiteren Tempel, darauf folgte eine Kirche und eine Kathedrale und zum Schluss Panjim. Das ist die Hauptstadt von Goa, war aber leider völlig unspektakulär. Kein schöner Laden, nichts. Wir haben sage und schreibe eine Stunde gebraucht um ein einigermaßen nettes Kaffee zu finden. Das war dann aber glücklicherweise auch sehr schön.
In den nächsten Tagen haben wir uns entspannt und waren noch an dem einen oder anderen Strand. Schließlich war es dann aber soweit, dass wir wieder die Sachen gepackt haben und nach Delhi geflogen sind. Der Abschied war schwer, es war so wunderschön sein eigen Fleisch und Blut in diesem verrückten und manchmal auch in den Wahnsinn treibenden Land zu haben. Aber die beiden haben mir viel Kraft gegeben und ihr gesamter Aufenthalt hat mir sehr viel Freude bereitet.
Jetzt freue ich mich aber auch, wieder hier bei meinen Jungs der Shishyafamilie zu sein. In der Schule sind gerade Ferien, die Prüfungszeit vorbei. Nächste Woche geht das neue Schuljahr los und dann sind im Mai auch schon wieder Ferien, weil es einfach zu heiß wird.
Ich schneide mir jetzt noch ein bisschen Melone auf und wünsche euch im Land der Ferne einen wunderschönen Abend. Alles Liebe und eine schöne Osterzeit! Johanna.
http://www.youtube.com/watch?v=0Wzf4jFgHwU