Montag, 25. Juni 2012

Home

Hallo ihr lieben Freunde, Leser und Abenteuerverfolger!

Wie viele von euch sicher schon bemerkt haben, bin ich seit dem 19. April wieder in Deutschland. 
Da ich gesundheitliche Probleme hatte, musste ich mein Auslandsjahr leider sehr kurzfristig abbrechen. Der Abschied war traurig. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass dieses Jahr anders enden würde, doch es war die richtige Entscheidung.
Ich danke euch allen, dass ich mich unterstützt habt, meine Berichte verfolgt habt und ich freue mich sehr, wieder bei euch zu sein.

Meine ersten Wochen zurück in Deutschland habe ich als etwas ganz Besonderes empfunden. Es war (und ist!) wunderbar wieder bei meiner Familie und meinen Liebsten zu sein, ein weiches Bett zu haben und natürlich gesund zu sein. Ich habe mir in Indien so oft vorgestellt, wie toll es wohl sein mag wieder durch mein liebes Altenburg zu laufen- doch alles war genau wie immer. Ich denke, das einzige was sich in der Zeit verändert hat bin ich. 

Indien kommt mir schon jetzt so weit weg vor, dabei ist es erst 2 Monate her! Ich denke jetzt sehr gern an diese Zeit zurück, sehe mir die Bilder an oder einige Videos die dort entstanden sind. Die Jungs und besonders meine Anouschka fehlen mir, doch was ich hier in Deutschland habe, kann nichts ersetzen.

Mittwoch, 28. März 2012

Alles ist besser in Goa. Genau.


19:00 Uhr.  Aktueller Wetterbericht von Dehradun, Uttarakhand, Indien: 34 Grad, klarer Himmel.
Ich sitze gerade mit einer Schüssel Wassermelonen auf der Terrasse und genieße den Sonnenuntergang. Warum ich solange nichts mehr geschrieben habe hat mehrere Gründe. Der erste und gleichzeitig bedeutendste Grund ist, dass Luise und Anett für 3 Wochen hier waren und wir eigentlich ständig unterwegs waren. Am 1. März habe ich mich nach der Arbeit mit dem Zug auf den Weg nach Delhi begeben. Dort angekommen bin ich zur Metro gerannt, da der Zug (natürlich) Verspätung hatte, um anschließend eine Stunde am Flughafen auf beide zu warten. Wie der Zufall es so wollte, hatte deren Flugzeug nämlich Verspätung. Die Wiedersehensfreude war riesig!

Wir haben noch ein paar Stunden im Flughafen gewartet und sind dann mit dem Zug zurück nach Dehradun gefahren, wo ich den beiden die Shishya gezeigt habe. Am nächsten Tag ging es dann auch schon los mit dem ersten Ausflug: nach Rishikesh. Rishikesh ist eine heilige Stadt am Fuße des Himalayas. Heilig ist sie deshalb, weil dort der Ganges noch ganz frisch und sauber ist, denn er verlässt an dieser Stelle den Himalaya. Außerdem ist es der Ausgangspunkt für Pilger zu verschiedenen Heiligen Orten. In Rishikesh gibt es außerdem ein Yogazentrum nach dem anderen, R. wird allerdings auch als Yogahauptstadt der ganzen Welt bezeichnet.  Die Beatles waren zu ihrer Zeit das ein oder andere Mal in Rishikesh um zu meditieren. Es ist aber auch wirklich schön dort. Überall sind Ashrams und die Menschen dort sind zur Abwechslung mal freundlich.  
Die nächsten Tage waren wir noch in Mussoorie und Dehradun und am riesen Buddhatempel. Ansonsten habe ich meiner lieben Schwester und Anett gezeigt wie ich hier arbeite, wohne und habe ihnen die Jungs vorgestellt (das war immer sehr, sehr lustig. Besonders, wenn sie gefragt haben, wer von beiden denn nun meine Schwester sei!) Nach einer Woche in der behüteten und beschützen Shishya haben wir uns dann auf den Weg gemacht – ins komplette Gegenteil! Agra, eine dreckige und meiner Meinung nach hässliche Stadt, war unser erstes Ziel. Dort sind wir mit dem Zug hingefahren, der fuhr ca. 10 Stunden. Agra ist nicht nur optisch nicht besonders  unschön. Das größte Problem dort war und sind die indischen Einwohner. Die machen es keinem Tourist eine Freude, das Taj Mahal zu besuchen. Man wird an jeder Ecke beschissen und betrogen was das Zeug hält, sowas habe ich in den letzten 7 Monaten noch nicht erlebt. Es geht mit dem Eintrittspreis los: 800 Rupien für Ausländer, 25 Rupien für Inder. Stellt euch mal vor, was wir deutschen uns anhören dürften, wenn wir für die Eintrittspreise für Ausländer so stark erhöhen würden. Ich will es mir gar nicht vorstellen. Jedenfalls kann ich das noch verstehen, denn das Taj Mahal war tatsächlich das sauberste, gepflegteste und schönste, das ich hier bisher gesehen habe. Aber wenn man selbst beim Taxi, Frühstück, etc. pp. Reingelegt wird, hört der Spaß auf. Wir hatten mehrere komplizierte Momente in welchen unsere Beherrschung wirklich an der Grenze war. Unsere Agra-Tour bestand aus einem frühmorgendlichen Ausflug zum Taj Mahal, anschließend haben wir uns das Ford angeschaut, das Baby-Taj und ..noch irgendwas glaube ich. Zum Schluss hat uns der Rikshafahrer (aufgepasst!) nicht zum Hotel gefahren, wie es wir uns gewünscht haben, sondern in einen gruseligen Shop für super reiche Inder gebracht. Das haben die Rikshafahrer hier so an sich, sie bringen dich als Touri in den Shop ihrer „Freundes“, vermutlich in der Hoffnung das dieser dann was kauft und der arme kleine Rikshafahrer anschließend einen Teil des Lohnes abbekommt. Ob das dann auch der Fall ist, ist wohl eher fragwürdig.   
Am nächsten Tag sind wir mit dem Tai nach Delhi gefahren. Geplant und gebucht war das Taxi für 3000 Rupien und wir sollten Delhi in 3,5 bis 4 Stunden erreichen. Daraus wurden 6 Stunden, da der Taxifahrer tanken war, sich mehrfach Kautabak gekauft hat (das Priemen hier ist ganz fürchterlich angesagt, leider), einen kleinen Snack (Chips) kaufen wollte oder eben Breakfast wollte. Zwischendurch hat er mir komische Videos auf seinem Handy gezeigt, die ich gar nicht sehen wollte. Ich habe ihm außerdem des Öfteren darauf hingewiesen, dass wir UMGEHEND nach Delhi müssen, da meine Schwester krank sei. War sie übrigens wirklich. Davon hat er sich aber nicht drängen lassen. Wenn ein Inder Breakfast möchte, dann nimmt er sich auch seine 40 Minuten. Endlich am Hotel angekommen kam dann die von mir immer befürchtete Frage: „Mam, are you happy?“  
-  „Not really, thank you.“ – „Mam! You give me more money, I am poor! Big family…” In dieser Situation sollte man dann immer schnell aussteigen und weggehen. Haben wir auch versucht, blöderweise hat er uns aber zum falschen Hotel gefahren. Beim zweiten Versuch waren wir dann im richtigen Hotel und da wurde es schlimmer mit ihm. Er hat noch mehr gedrängelt und wollte extra Geld haben, weil er die Klimaanlage angemacht hat. Und so weiter.
Das Hotel war sehr schön. Luise hat sich ins Bett gelegt und ich bin mit Anett in eine Shoppingstaße gelaufen, in welcher ich schon einmal gewesen bin. Die ist sehr schön, sehr individuell aber total chaotisch! Am nächsten Morgen sind wir dann (endlich) nach Goa geflogen. Dort angekommen haben wir erst mal einen kleinen Hitzeshock bekommen und sind in den Pool gesprungen. Das Hotel in welchem wir für 9 Tage gehaust haben, kannte ich schon von meiner ersten Goareise. Es war wie beim ersten Mal wunderschön und mein Freund Brize hat mich auch direkt wiedererkannt: „Ahhh, the girl is back in town!“, so
wurde ich begrüßt. Ja, wie es die Karte des Restaurants „HAWAII“ gut zusammengefasst hat: „Everything is better in GOA.“ Absolut richtig. Haben auch Luise und Anett schnell festgestellt. Trotzdem haben wir drei einen großen Fehler gemacht: Salat gegessen. Goa ist bekannt für sein gutes und sauberes Essen, aber dass die Salatblätter vielleicht doch etwas verkeimt sind hätten wir uns denken sollen. Das Resultat bestand aus ein paar Tagen, in denen wir ausgeknockt in unserem Appartement lagen. Gott sei Dank hatten wir ein abwechslunsreichesTV-Programm, im Zweifelsfall kam immer Two and a half man, Big Bang Theory oder (tatatataaaaaa) Supernatural. :D Trotzdem hatten wir ein paar schöne und heiße Strandtage, ich hatte endlich mein Steak und die 2 Kranken ein paar Löffel Pasta. Wir haben auch einen sehr schönen Ausflug gemacht. Er begann mit einer Tempelbesichtigung, dann fuhren wir zur Spicefarm. Das war der schönste Teil überhaupt! Wir haben gesehen, wie Kaffebohnen, Kakaobohnen, Ananaspflanzen….wachsen, einen Elefanten baden sehen (der jedoch nicht besonders glücklich ausgesehen hat) und durften anschließend vom Buffet essen, welches sehr gut war.  Der nächste Halt war an einem weiteren Tempel, darauf folgte eine Kirche und eine Kathedrale und zum Schluss Panjim. Das ist die Hauptstadt von Goa, war aber leider völlig unspektakulär. Kein schöner Laden, nichts. Wir haben sage und schreibe eine Stunde gebraucht um ein einigermaßen nettes Kaffee zu finden. Das war dann aber glücklicherweise auch sehr schön.
In den nächsten Tagen haben wir uns entspannt und waren noch an dem einen oder anderen Strand. Schließlich war es dann aber soweit, dass wir wieder die Sachen gepackt haben und nach Delhi geflogen sind. Der Abschied war schwer, es war so wunderschön sein eigen Fleisch und Blut in diesem verrückten und manchmal auch in den Wahnsinn treibenden Land zu haben. Aber die beiden haben mir viel Kraft gegeben und ihr gesamter Aufenthalt hat mir sehr viel Freude bereitet.
Jetzt freue ich mich aber auch, wieder hier bei meinen Jungs der Shishyafamilie zu sein. In der Schule sind gerade Ferien, die Prüfungszeit vorbei. Nächste Woche geht das neue Schuljahr los und dann sind im Mai auch schon wieder Ferien, weil es einfach zu heiß wird.
Ich schneide mir jetzt noch ein bisschen Melone auf und wünsche euch im Land der Ferne einen wunderschönen Abend. Alles Liebe und eine schöne Osterzeit! Johanna.

 http://www.youtube.com/watch?v=0Wzf4jFgHwU

Montag, 20. Februar 2012

Die Temperatur steigt.


Einen schönen guten Abend euch allen!
Es wird immer wärmer und der Pool ist gefüllt, eine Freude für alle. Letzte Woche war ich wie bereits erwähnt in Nagpur, es war total heiß und wirklich schön. Eigentlich waren wir nicht direkt in Nagpur, wie ich es erhofft hatte. Ich wollte mal wieder eine Zeit lang in der Stadt leben. Letztendlich sind wir jedoch wieder im Nirgendwo gelandet, wo wir in einem alten Krankenhaus schliefen. An den Betten waren noch Infusionsgeräte angeschlossen. Etwas gruselig. Aber der Seminarleiter war spitzenmäßig! Ein Pfarrer, der mich mit seinem weit gefächertem Wissen, seiner Spiritualität und seinem Humor stark beeindruckt hat. Jeden Morgen haben wir Yoga gemacht und meditiert, die Seminarthemen waren wie immer die Gleichen und etwas ermüdend, aber es war schön, sich mich anderen deutschen Volis auszutauschen und andere Projekte kennen zu lernen. Einen kleinen Ausflug hatten wir dann doch noch, einen typisch indischen. Wir sind zu sechzehnt, in 2 kleinen Autos, bei 38 Grad ungefähr zwei Stunden lang gefahren, waren dann 10 Minuten im Sevagram-Ashram und 10 Minuten in einer Ausstellung um dann wieder 2 h zurückzufahren. Das interessante war, dass Gandhi diesen Ashram gegründet hat und dort auch sehr lange lebte. Ich hatte also die Ehre seine Toilette zu sehen, sein Bett anzufassen und anschließend eine doch ganz liebevoll gemachte Ausstellung über Mahatma Gandhi anzuschauen.
Gestern war die indische Nachhochzeit von Friedas und Kens Sohn Asher und dessen Frau Lara. Es war ein sehr schöner Gottesdienst. Was ich sehr komisch finde ist, dass in Indien wirklich alle Menschen die man auch nur irgendwie kennt eingeladen werden, diese auch kommen, aber nur für 5 Minuten bleiben um etwas zu essen. Trotzdem war es eine schöne Feier, die auch sehr berührt hat. Die Jungs hatten wahrscheinlich noch sie so viel und gleichzeitig so gutes Essen und wir hatten viel Freude mit ihnen zu tanzen. Sobald die Internetverbindung wieder besser ist, lade ich auch noch ein paar besonders schöne Bilder hoch. Nach dem alles aufgeräumt war, saßen wir noch lange alle gemeinsam auf dem Treppen vor dem Pool und haben uns unterhalte. Das war ein schöner Moment und es hat sich fast wie eine große Familie angefühlt.
Soviel für heute, ich bereite mich jetzt auf die Schule morgen vor, fühlt euch umarmt und herzliche Grüße, eure Johanna.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Sommerliche Grüße.



Einen wunderschönen guten Morgen!    
Da ich gehört habe dass es bei euch schneit und eiskalt sein soll, möchte ich euch ein paar warme Grüße schicken. Hier sind es am Tag ca. 25 Grad und sonnig. Nur am Abend, in der Nacht und am Morgen ist es recht frisch, aber ich möchte mich nicht beschweren. Es ist so wunderbar sommerlich, das könnt ihr euch wahrscheinlich gerade gar nicht vorstellen. 
Die letzten Wochen waren nicht besonders aufregend, aber doch sehr schön. Wir haben eine neue Mitstreiterin, Anni aus den USA (woher denn auch sonst...!?). Mit ihr macht das WG-Leben spaß und es ist wesentlich einfacher als mit ihren Vorgängerinnen. Wir haben noch weitere neue Mitbewohner, die sind klein und haarig und essen unsere Kurtas. Mäuse. An sich finde ich sie ja gar nicht schlimm, aber ich finde, sie könnten sich mit dem Kompost zufrieden geben. Eine hat sich im Klo ertränkt, aber ich bin mir sicher hier lungert noch eine weitere Maus rum.
Am letzten Wochenende haben wir unsere Shishyajungs entlaust. Das war unglaublich anstrengen und wir haben pro Kopf ungefähr 30 Minuten gebraucht. Viele von ihnen hatten leider nicht nur Eier, sondern auch eine Menge lebende Läuse auf dem Kopf. Die krabbeln da so eklig rum und wir müssen sie dann rausziehen (die Kämme sind erbärmlich!) und mit den Fingernägeln töten. Das ist nicht besonders amüsant aber sehr sehr wichtig! Des weiteren habe ich meine Arbeit hier geändert. Vorher habe ich die meiste Zeit des Tages in der ersten Klasse gesessen und Hausaufgaben, Tests und Ausmalbilder gecheckt. Das war mir dann aber doch zu langweilig auf Dauer und somit unterrichte ich nun in der vierten Klasse und in der KG-class morgens Moral Science, kümmere mich anschließend für ein paar Stunden um Anushka, putze den Computerraum und helfe schließlich in der zweiten Klasse. So ist es hier wesentlich aufregender. ;-) 
Am 12. Februar fahren Lilo und ich gemeinsam nach Nagpur. Das ist in Zentralindien und dort findet unser Weltwarts-Zwischenseminar statt. Ich bin ja gespannt. Es wird bestimmt komisch in ein Flugzeug zu steigen, aber dennoch nicht heimzufliegen.
Heute in einem Monat kommen meine liebe Schwester Luise und ihre Freundin Anett zu Besuch. Wir wollen uns gemeinsam das Taj Mahal in Agra anschauen und viel Zeit im Paradies Goa verbringen. Es trifft sich gut dass sie im März kommen, denn in dieser Zeit haben die Jungs Sommerprüfungen.
So, ich werde jetzt den Computerraum putzen gehen. Viel Freude im kalten Deutschland und herzliche Grüße, eure Johanna.

Montag, 9. Januar 2012

Weihnachten, Neujahr und Varanasi.

Kempty Falls






heilihe Zeremonie am Ganges

Weihnachtskonzert!

Rishikesh

Kuchen backen mit den Jungs.
Hallo ihr Lieben, 
ja, ich lebe noch! Und nicht nur das, ich habe viel erlebt in den letzten Wochen.
Die Vorweihnachtszeit war sehr anstrengend. Die Nächte wurden immer kälter und wir mussten von Kelsey Abschied nehmen. Da wir gemeinsam starteten war der Abschied komisch. Doch am Tag ihrer Abreise kam Anne hier in Indien an. Und das war wunderbar. Ihr erster Tag hier wurde zum Fiasko. Ich holte sie morgens am Flughafen ab, die Freude war groß! Am gleichen Tag wollten wir uns mit Freunden in Delhi treffen. Leider klappte das nicht wie geplant und so kam es, dass wir uns 20 Minuten sehen konnten um dann aber schnell wieder zum Zug zu verschwinden. So war der Tag hektisch, laut und einfach typisch indisch. Arme Anne. Aber als wir dann endlich in der Shishya waren, es war der 24. Dezember - Weihnachten-, konnten wir uns endlich ausruhen. Zum Abendessen gab es Klöße und Rotkraut, leider kein Fleisch. Den Abend haben wir damit verbracht, mit der gesamten Shishya-Besatzung zu essen, am Feuer zu sitzen und uns das Weihnachtsprogramm anzuschauen. Es war wirklich spaßig, die Jungs haben uns wieder einmal all ihre Talente aufgetischt: Gesangsauftritte, Tänze, Schauspiele, etc. Auch Lilo und ich mussten etwas vorführen, wir haben "Maria durch ein Dornwald ging" gesungen. Am Sonntastag fand ein gemeinsamer Gottesdienst im freien bei 23 (!!!) grad statt. Ken hat gepredigt und es war einfach schön. Am darauffolgenden Tag fuhren Anne und ich spontan nach Rishikesh, eine wunderbare Yogistadt am Ganges. Überall sind Ashrams, Yogacenter, kleine und hübsche Geschäfte, Affen, hilfsbereite und nette Inder und eine gewisse Ruhe, die man hier sonst nirgendwo hat. Wir haben diesen Tag sehr genossen. Die  nächsten Tage haben wir hier in der Shishya verbracht, Anne hat die Jungs kennengelernt, aber diese haben viel gearbeitet. Silvester haben wir oben in den Bergen in Mussoorie verbracht. Dort war so viel los, dass wir einfach ein warmes (!) Hotelzimmer genommen, gut gegessen haben und Rapunzel in TV schauten. Neujahr stießen dann Julia und Lilo mit ein paar indischen Freunden zu uns und da haben wir uns den Kempty Falls angesehen, einen Wasserfall. So spannend war es nicht, aber wir durften vier dicken Indern beim Baden im kalten Wasser zuschauen. Mit Schwimmringen - rosa und hellblau. Ich schreibe nichts weiter dazu. :) Am vierten Januar sind Anne und ich nach Varanasi aufgebrochen. Varanasi ist indiens heiligste Stadt, am heiligen Fluss Ganges. Meine Vorstellungen waren daher kindlich naiv, ich erwartete eine relativ saubere Stadt mit prächtigen Tempeln.
Nach einer sehr anstrengenden und schlaflosen Zugfahrt, unser Waggon war ausschließlich mit schnarchenen (und weiteren unschönen Geräuche machenden) Männern gefüllt, haben wir mit vier Stunden Verspätund, müde und hungrig unser Ziel erreicht. Das Hotel, das ich gebucht hatte, war sehr schön. Relativ zentral, sauber und mit netten Angestellten. Den nächsten Tag starteten wir sehr zeitig um 7 mit einer Bootsfahrt auf dem Ganges. Es war gruselig! Der Nebel war so stark, dass wir kaum etwas gesehen haben. Aber was wir sahen war ausreichend. Wir starteten am Mainghat. Dort werden die morgendlichen und abendlichen Zeremonien zu Ehren Mutter-Ganga praktiziert. Wir ruderen vielen verschiedenen Ghats, Flussufern, an den einen wuschen die hindus sich selbst und ihre Wäsche, tranken Wasser, putzen sich die Zähne, führten ihre Rituale durch. Doch 10 Meter weiter schwammen Kadaver von Kühen, Müll, und vieles mehr. Weitere 10 Meter entfernt wurden die Leichen reingewaschen und anschliesend verbrannt. Für jeden Hindu ist es erstrebenswert wenigstens einmal im Leben nach Varanasi zu kommen. Sie nennen die Stadt auch "das Tor zur Ewigkeit", denn wer in Varanasi stirbt, entkommt dem Rad der Wiedergeburt. Darum reisen viele Hindus aus ganz Indien am Ende ihres Lebens dorthin, um dort zu sterben. Allerdings ist es teuer dort zu sterben und verbrannt zu werden. Außerdem wird eine Leiche nur dann verbrannt, wenn der verstorbene gesund war. Die Kranken wurden bereits von den Göttern geholt. Ich habe bei einer Leichenverbrennung zugeschaut, es war gruselig, aber dennoch fastzinieren! Unsere Guide hat uns erzählt, das täglich 300 Leichen verbrannt werden. Eine braucht 3 Stunden und anschließend wird die Asche dem Ganges übergeben. Aber nicht immer werden alle Leichenteile verbrannt, die verkohlten reste werfen sie dann einfach ins Wasser, weil schon die nächste Leiche wartet. Wenn heilige Männer und Frauen sterben, werden sie einfach so dem Ganges übergeben. Jetzt habt ihr eine vage Vorstellung wie es sich anfühlt auf dem Ganges Boot zu fahren! Anschließend haben wir eine Tempelrundfahrt gemacht, es gibt sehr viele in Varanasi. Überall in Indien begegnet man den Bettlern, aber so schlimm habe ich es noch nicht erlebt. Es ging so weit, dass ich ein kleines Kind schubsen musste. Sie wollte mir mein Essen grob entwenden und find an mich zu schlagen, eine sehr unangenehme Situation. Nach diesem Tag voller Eindrücke sind wir müde ins Bett gefallen und am nächsten Morgen ging es schon wieder zurück nach Dehradun. Die Zugfahrt war der vorherigen nach Mumbai ähnlich. Ich hatte so einige MÄNNLICHE Gäste in meinem Bett, sobald ich die Augen schloss. Es war nervig, eklig und unangenehm. Aber ich habe es überlebt und auch Anne geht es gut, sie ist im Moment auf der Heimreise. Ich bin dankbar für die Zeit mit ihr und ich bin ebenso dankbar für die Erfahrungen, die ich hier sammle. Auch wenn ich den Varanasitrip mehr als unangenehm und gruselig empfunden habe, war es doch bereichernd. Soviel für heute, das war eine Menge, alles Liebe eure Johanna.
 

Dienstag, 13. Dezember 2011

Lebenszeichen.











Da bin ich wieder. Entschuldigt bitte, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Der letzte Monat war einfach ziemlich chaotisch. Ich war häufig krank, aber das ist jetzt endlich alles vorbei und mir geht es so gut wie lange nicht. Frieda brachte uns vor 2 Wochen weniger erfreuliche Nachrichten. Sie hatte einen Hirntumor, aber wie es sich herausstellte, war er gutartig, klein und wurde außerdem letzte Woche erfolgreich entfernt. Zum Glück. Sie ist noch im Krankenhaus in Punjab, kommt aber diese Woche Freitag wieder. Sie hat jetzt keine Haare mehr auf dem Kopf, sie selbst sagt, sie sehe aus wie ich tibetanischer Mönch. Tatsächlich ist das auch so. Den Jungs geht es auch gut, sie freuen sich schon auf Weihnachten, denn da gibt es ein riesiges Frühstück und sogar ein Geschenk für jeden. Am 6. Dezember haben Lilo und ich ihnen eine Freude bereitet und ihnen Süßigkeiten, Nüsse und Orangen in die kaputten - und nicht ganz so sauberen - Schuhe getan. Sie haben sich extrem gefreut, uns aber leider nicht geglaubt, dass der Nikolaus die Geschenke brachte.       
Am Sonntag haben Lilo und ich mit unseren indischen Freunden einen schönen Tagesausflug unternommen. Wir wurden morgens mit dem Moped abgeholt und sind dann nach Dehradun gefahren. Der erste Halt war an der Kirche. Diese fand in einem kleinen, dreckigen Raum statt. Von der Predigt und den Liedern haben Lilo und ich leider gar nichts verstanden, da alles auf Hindi gesprochen und gesungen wurde. Anschließend sind wir zu einem Buddha -Tempel gefahren, es war unglaublich. Ein wundervoller Tempel, bunt, harmonisch und beruhigend mit fantastischen Wandgemälden. Unser letzter Programmpunkt war eine Blindenschule. Die hatte leider schon zu, darum konnten wir zwar die blinden Kinder kennenlernen, aber die Schule leider nicht sehen. Wer schon einmal den Film „Slumdog Millionär“ gesehen hat, der weiß, dass vielen indischen Waisen gewollt das Augenlicht genommen wird, damit sie mehr Geld beim betteln bekommen. Einige von ihnen haben dieses Schicksal hinter sich und können sich nun glücklich schätzen, dass sie von diesen tollen Menschen aufgesammelt und gerettet wurden und eine Ausbildung bekommen. Andere sind auch von Geburt an Blind oder haben eine Augenkrankheit. Es ist unglaublich, wie sie sich auf all ihre anderen Sinne verlassen können! Wir haben ihnen Bananen und Kekse gebracht, mussten aber schnell wieder heim fahren, da es schon dunkel wurde.
           
Unfassbar, dass schon so bald Weihnachten ist! Ich bin doch gerade erst angekommen. Und da es hier immer noch über 20 Grad sind, jedenfalls Tagsüber, ist es umso merkwürdiger. Am 23. Dezember kommt mich meine liebe Freundin Anne besuchen. Ich bin schon ganz aufgeregt, ihr mein Leben hier vorzustellen. Außerdem treffen wir uns mit Martin und Stephanie, das sind weitere Freunde unserer Familie. Mit ihnen zusammen fahren wir  nach Agra und schauen und gemeinsam das Taj Mahal an. Heilig Abend möchte ich aber wieder zurück in der Shishya sein, um diesen Abend mit meinen Jungs zu verbringen.
Euch allen eine gesegnete Adventszeit weiterhin, eure Johanna.