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Goa |
Chapter 1
Die Anreise.
Am 20. Oktober startete unser Zug pünktlich 10.15 Uhr in Dehra Dun. Aufgeregt, abenteuerlich und leicht bepackt stiegen wir ins 3AC-Sleeper-Waggon ein und fuhren los. Das erste Problem ließ nicht lange auf sich warten. Liese hat eine starke Abneigung gegen Ratten und ähnlichem Getier, welches sich in indischen Zügen jedoch scheinbar sehr wohl fühlt. Die Sleeperwaggons sind so ausgerichtet, dass man tagsüber sitzen, und nachts liegend schlafen kann. Die „Betten“ waren nicht weich, für mich aber völlig ausreichend. Nach ein paar Stationen bekamen wir dann Gesellschaft in unserem Abteil, ein indischer Bollywood-Schauspieler namens Anil Mange. Der war sehr nett, hat ständig Kekse verteilt und sich nett mit uns unterhalten. Auch er und seine Freunde waren auf dem Weg nach Mumbai. Abgesehen von ein paar Ratten, Mäusen und Kakerlaken und dem Zwischenfall, dass sich eine gemeine Ratte in mein Bag-Pack geschlichen und meine Kekse angeknappert hat, ist nichts weiter Spannendes passiert. Ich habe in der ersten Nacht ca. 12 Stunden geschlafen, am zweiten Tag tagsüber noch einmal ca. 5 und bin dann am Abend gegen 9 wieder ins Bett gegangen. Jetzt fragt ihr euch sicher warum und wie ich so viel schlafen kann. Aber ganz einfach: so vergeht die Zeit bequem und schnell. J Ich habe natürlich auch die Landschaft genossen und angesehen, ein Buch gelesen und mich mit anderen Passagieren unterhalten. Nach 42 Stunden Zugfahrt sind wir dann um 4 Uhr in der Frühe in Mumbai angekommen.
Chapter 2
Mumbai – oder die Stadt der komischen Inder.
Schon der Bahnhof (Bhandra-Station) war abschreckend. Zwar habe ich ihn bereits im Film „Slumdog Millionär“ gesehen, doch zu dieser Zeit war er einfach nur gruselig. Wie immer war alles dreckig, überall lagen Bettler und Tiere. Doch was mich am meisten geschockt hat war eine 6-Köpfige Familie, die nebeneinander auf dem Boden lag. Im Arm der Mutter lag ein nacktes Neugeborenes. Ich habe hier in Indien zwar schon viel Armut und Leid erlebt, doch ein höchstens 7 Tage altes Baby auf der Straße liegen zu sehen, ist noch einmal etwas schlimmer.
Nach langem handeln hat uns anschließend ein Taxifahrer nach Mumbai-Fort gefahren. In diesem Stadtteil war unser Hotel Travellers Inn. Glücklicherweise haben uns die netten Hotelinhaber zu dieser frühen Zeit schon in das Hotel gelassen, so waren wir nicht gezwungen, in der Dunkelheit auf der Straße zu warten. Das Hotel war sehr zufriedenstellend. Wir hatten ein Bad mit warmer Dusche, einem Western-style-Klo, ein weiches Doppelbett und sogar, zur Freude der Amerikaner und Kanadier, einen Fernseher. Nach dem wir uns frisch gemacht haben sind wir dann auch gleich losgezogen, haben etwas gefrühstückt und anschließend begonnen, Mumbai zu erforschen. Mumbai ist an sich gar keine hässliche Stadt. Es gibt viele wunderschöne Gebäude, herrliche Läden und natürlich das Arabische Meer. Aber leider ist es, wie überall in Indien, dreckig, voll, stinkig, laut und heiß. Das merkwürdige an Mumbai ist, dass es dort zum einen sehr tolle Villen und Luxushäuser gibt, zum anderen aber überall vereinzelt Slums und Armenviertel sind. Eigentlich sind wir am ersten Tag nur umhergeirrt, haben verschiedene Märkte angeschaut und ein dieses und jenes eingekauft. Abends waren wir schön essen und sind dann zeitig ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen sind wir zum India Gate am Meer gelaufen. Das war total schön, aber völlig überfüllt. Viele Touristen und viele Inder die uns alles Mögliche verkaufen wollten. Darum sind wir schnell weitergegangen und sind den restlichen Tag durch Mumbai gelaufen, haben uns vieles angeschaut und die Stadt auf uns wirken lassen. Abends waren wir lecker indisch essen und sind dann wieder müde ins Bett gefallen. Am letzten Tag haben wir ein Taxi nach Nordmumbai genommen um dort in den Gandhi-Nationalpark zu gehen. Da sollte es Tiger und Löwen geben. Blöderweise hat nur montags in Indien vieles geschlossen. So auch der Nationalpark. Aber besichtigen durften wir ihn trotzdem, auch wenn die Tierchen weggesperrt waren. Nichts desto trotz habe ich eine 2 Meter lange Schlange gesehen, die sich direkt neben mir aus dem Gebüsch geschlängelt hat. Adventure! Danach waren wir auf dem gefährlichsten Markt in Mumbai, das haben wir allerdings erst im Nachhinein herausgefunden. Dort soll es die meisten Diebstähle und Überfälle geben. Ich fand ihn hässlich und langweilig.
In Mumbai kamen immer wieder Inder zu mir die mich fragten, ob ich Katrina Kaif wäre. Andere meinten nur, ich würde ihr ähnlich sehen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Katrina Kaif eine indische Bollywood-Schauspielerin ist! J Abgesehen davon, sehe ich ihr nicht im Entferntesten ähnlich, darum wundere ich mich immer noch, wie sie darauf kommen. Außerdem wurde ich hier schon mit Mona Lisa verglichen. Kurios! Den letzten Abend haben wir im Cafe Universal ausklingen lassen. Dort sind sehr viele Touristen aus aller Welt und man hat die Möglichkeit sich mit ihnen auszutauschen.
Chapter 3
Taxi Taxi
Für den nächsten Morgen um 4 hatten wir ein Taxi bestellt. Also standen wir rechtzeitig auf und warteten bepackt auf den Taxifahrer, der jedoch verschlafen hatte. Das ist so typisch indisch. 4 Stunden später kam dann ein anderer Taxifahrer und wir freuten uns, nach 7 Stunden Taxifahrt endlich in Goa anzukommen. Leider wurden aus 7 Stunden lange, heiße und unbequeme 15 (!) Stunden. Die Taxifahrt an sich war aber gar nicht so schlecht, denn wir konnten die wunderschöne Landschaft Südindiens bestaunen. 23.30 Uhr kamen wir dann auch endlich an.
Chapter 4
We are GOAing
Goa ist fabelhaft. Es ist dort wie im Dschungel, nur eben mit Meer, Hotels und Straßen. Ich habe ein Hotel am Benaulim Beach gebucht welches nur 800 Meter vom Strand entfernt war. Das Hotel war billig, wir hatten ein kostenloses und gutes Frühstück jeden Morgen, bequeme Betten, einen Swimmingpool, einen großes Appartement und eine Klimaanlage. Und die war auch wirklich notwendig, denn es waren immer mindestens 38 Grad, und das Ende Oktober! Am ersten Tag sind wir morgens, nach dem Frühstück, zum Strand gelaufen und haben dort den ganzen Tag verbracht. Auf dem Weg dorthin haben wir Shiva getroffen, einen einheimischen Inder, der uns direkt mit einem perfekten Deutsch angesprochen und zu einem Kochkurs eingeladen hat. Leider hatten wir dafür keine Zeit. Am Strand waren wir im herrlichen Meer baden, Kokosnüsse gekauft, haben im Blue Corner sehr gut gegessen und waren in kleinen Hippieläden einkaufen. Da DIwali war, haben wir beim Essen nicht gespart und gefeiert. Für viele Hindus, besonders bei mir in Nordindien, geht es auf den Tag zurück, an dem Gott Rama mit seiner Frau Sita und seinem Bruder Lakshmana nach 14-jährigem Exil im Dschungel in seine Hauptstadt Ayodhya zurückkehrte, so wie es das Ramayana beschreibt. Da es dunkel war, entzündeten die Menschen Öllampen entlang seines Wegs. Darum schmücken die Inder alles bunt und leuchtend und es sieht ein bisschen aus, wie Weihnachten in den USA. Am darauf folgenden Tag, der gleichzeitig unser letzter war, haben wir es uns richtig gut gehen lassen. Kelsey und ich hatten eine Ganzkörpermassage mit Kokosnussöl. Anschließend sind wir baden gegangen und nach Colva gelaufen. Dort haben wir einen tollen Teeladen entdeckt, frozen yoghurt gegessen und uns lange Hippiekleider gekauft. Später sind wir wieder in das Blue Corner gegangen, haben das gleiche fabelhafte Essen gegessen und den Sonnenuntergang am Strand genossen. Der Barkeeper wollte uns überreden mit in eine Disco zu kommen. Aber wir haben dankend abgelehnt und uns einen schönen letzten Abend gemacht.
Am nächsten Morgen haben wir traurig unsere Sachen gepackt und uns schließlich mit dem Taxi auf den Weg zum Bahnhof in Vasco da Gama gemacht.
Chapter 5
Namaste. Auf Wiedersehen!
Wie sich am Abend vor der Abreise herausgestellt hat, haben wir auf kuriose Art und Weise das Rückfahrtticket falsch gebucht. Nämlich nicht, wie auf der Hinreise, das gute 3AC-Ticket, sondern die „sleeper-class“, welche die Klasse der ärmeren Inder ist. So schlimm war es aber gar nicht, jedenfalls die erste Nacht. Wir hatten nette Mitfahrer in unserem Abteil. Ich hatte das Vergnügen Gottfried Schmidt kennen zu lernen. Er kommt aus dem Ruhrgebiet, hat aber schon 70 verschiedene Länder dieser Welt bereist. Beneidenswert. Es war sehr aufregend seine Geschichten zu hören und vor allem hilfreich, Tipps von ihm zu bekommen.
Nach der ersten Nacht hatten wir neue Mitfahrer, die KEINEN Platz in unserem Abteil gebucht haben. Aber es war selbstverständlich, dass sie sich einfach auf unser Bett gesetzt haben. Tagsüber war das auch in Ordnung, denn sitzend war noch genug Platz für sie. Ich hatte das Vergnügen, eine ca. 70-jährige Inder-Oma neben mir sitzen zu haben. Sie hat den ganzen Tag erstaunlich viel Platz für ihren kleinen zarten Körper eingenommen. Nachts hat sie sich auf den Boden gelegt. VORERST. Denn mitten in der Nacht wurde ich munter, da mir der Rücken schmerzte. Den Grund dafür habe ich direkt erfahren, als ich die Augen öffnete. Erfrischender Weise waren da 10 cm von meinen Gesicht 2 alte, verrunzelte und vor allem dreckige Füße zu sehen. Die ich auch auf Anhieb zuordnen konnte. Die Omi hat, möglicherweise sobald ich eingeschlafen war, meine Beine zur Seite geschoben und sich an mich gekuschelt. An Platz hat sie dabei nicht gespart. Ich fand dies allerdings nicht so lustig, denn für mich ist es eine Frechheit, ohne zu fragen, ohne zu danken und ohne mich ein einziges Mal in den 2 Tagen anzusprechen oder anzulächeln mit in mein Bett zu legen. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, eine so alte Frau aus meinem „Bett“ zu schmeißen. Ein Danke oder ähnliches habe ich am nächsten Morgen trotzdem nicht bekommen. Nach 2 Tagen unangenehmen und belastenden Zugfahren sind wir endlich in Delhi angekommen und haben ein Taxi zur Shishya-School genommen. Die Fahrt war wie immer gefährlich. Wie die Inder Autofahren habe ich ja schon das ein oder andere Mal erwähnt, aber dieses Mal war es wirklich schlimm. Mehr als einmal waren wir kurz davor ein anderes Auto zu rammen. Was mich wirklich traurig gemacht hat war, dass der Taxifahrer ein kleines süßes Babyäffchen tot gefahren hat. Da Affen für die Hindus heilige Tiere sind wundere ich mich, wieso es ihn so kalt ließ. Sowieso war der Taxifahrer komisch, er hat die ganze Zeit Kautabak gekaut und aus dem Fenster gespuckt – ekelhaft.
Was ich auf dieser Reise gelernt habe:
Volkssport Nummer Eins: Spucken - überall, zu jeder Zeit und nicht zu wenig.
Volkssport Nummer Zwei: Grunzen, Rülpsen und Pupsen.
Volkssport Nummer Drei: Hupen. Hier wird dauerhaft gehupt. Einfach nur, um zu zeigen, dass man auch auf der Straße fährt.
Volkssport Nummer Vier: Müll wird nicht in Mülleimern entsorgt, sondern einfach direkt auf den Boden geschmissen, egal wo man sich gerade befindet. Und überall brennen die Müllhaufen.
Ich würde und könnte so viel mehr schreiben, aber es ist jetzt schon viel zu viel. Liebe Grüße.
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Museum in Mumbai |
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Mumbai |
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Mumbai |
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der unschöne Markt in Mumbai |
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Goa, die Fische werden hier zum trocknen auf die Straße gelegt. Der Geruch ist nicht so nice. |